Irgendwie anders

Hochsensibilität, Feinfühligkeit

Schon früh in meinem Leben habe ich gemerkt, dass ich nicht gleich ticke wie die grosse Masse – dass ich irgendwie anders bin. Es wäre oft einfacher gewesen, mit dem Strom mitzuschwimmen, doch im Grunde wollte ich das gar nicht, auch wenn mir ganz bestimmt viele Verletzungen erspart geblieben wären.

Mit knapp 30 Jahren stiess ich zum ersten Mal im Internet auf Texte zum Thema Hochsensibilität und erkannte mich total wieder in dem, was ich da las. Endlich kam ich meinem Anderssein auf die Spur. Da waren Menschen, die genau beschrieben, wie ich mich fühlte und wie es mir erging. Es war eine Erleichterung zu merken, dass ich mit dieser Veranlagung ganz offensichtlich nicht alleine war. Ich fing an, mich mit dem Thema zu beschäftigen und lernte immer mehr über mich.

Ich weiss, dass die Hochsensibilität vielen Menschen wie eine Bürde erscheint, doch sie ist auch ein unglaubliches Geschenk, das es anzunehmen gilt in einer Welt, in der Sensibilität und Feinfühligkeit noch immer ein Makel zu sein scheinen und kein besonders hohes Ansehen geniessen. Ich glaube, gerade das stellt für viele die grösste Herausforderung dar. Da ist die Angst, nicht akzeptiert zu werden, wie man ist, nicht dazuzugehören, als schwach und minderwertig zu gelten, was kein Wunder ist in einer Kultur, in der man mit ellbögeln und einer grossen Klappe die besseren Karten hat.

Doch was wäre eigentlich dieser Planet ohne all die feinfühligen Künstler, Musiker und Autoren, die unser Leben farbiger machen? Oder ohne all die einfühlsamen Therapeuten jeglicher Art, die für andere da sind und Ungleichgewichte wieder ins Lot bringen?

Feinfühlige Menschen haben in dieser Gesellschaft eine wichtige Funktion, sonst gäbe es sie nicht. Sie sorgen für die notwendige Balance, die derzeit wichtiger ist denn je. Genau darum ist es auch so wichtig, dass immer mehr von ihnen ihrer Intuition folgen und das tun, was sie wirklich wollen, statt sich in ein System zu pressen, das ihnen gar nicht entspricht und sie sogar krank macht. Darum: ein Hoch auf das Anderssein!

Martina Pfister
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